Über Schulter eines Mannes Blick auf Laptop und in eine Gruppe Menschen

Alle mitnehmen:
die Workshops für den Neubau der Baustufe 1 der UMG 

Die Nutzerworkshops zum Neubau der UMG sind ein gutes Beispiel für konstruktive Diskussionen, Schwarmintelligenz – und die große Chance auf Verbesserung. Stefanie Sievert, Bauingenieurin aus dem Projektteam der BauG UMG organisiert die Workshops – und ist vom Ergebnis ziemlich beeindruckt. 

Alles neu? Erstmal: alle beteiligen! Das ist das Ziel, dem sich Projektleiterin Stefanie Sievert verschrieben hat. In den Nutzerworkshops, die sie federführend organisiert, sollen die mitgenommen werden, die später jeden Tag in dem Neubau arbeiten. Die insgesamt 12 Nutzergruppen – wie beispielsweise „Intensivstation“ oder „Zentral-OP“ – sind funktionsbezogenen organisiert. Mitarbeitende mit Schwerpunkt Medizin, Pflege oder Reinigung steigen so schon in den Gruppen miteinander in die Diskussion.

Nutzerworkshop in Göttingen – Interessen vereinen

Die Teilnehmenden der zwölf Nutzergruppen, die zum Beispiel in den zukünftigen Intensivstationen und der Notaufnahme arbeiten, haben Ihre Chance erkannt. Nach zögerlicher Teilnahme in den ersten Workshops wuchs die Beteiligung immer mehr. „Die Qualität der ersten Workshops hat überzeugt, der Zuspruch ist extrem gewachsen. Die Menschen haben verstanden, dass es wichtig ist sich einzubringen. Und wir hatten durchaus auch Erlebnisse, wo wir festgestellt haben: Hier wird etwas angesprochen, das noch nicht bedacht wurde.“ 

In der 4. Runde der Nutzerworkshops geht es u. a um die Notaufnahme – und wie so oft um „Wegebeziehungen“ oder die Frage: Wer kommt wie am schnellsten ans Ziel? Bei einer Patientin oder einem Patienten mit Schlaganfall oder Herzinfarkt eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Diese „Betriebsorganisation“ plant in Göttingen Professor Christ vom Büro MMI. „Ein Professor der Medizin, das ist natürlich ein Glücksfall, weil er die medizinischen Prozesse sehr gut darlegen kann.“ stellt Sievert fest.

Einblicke in den Nutzerworkshop der DBHN zum Großbauprojekt der Unikliniken UMG und MHH – Drei Teilnehmer im Gespräch

Eine Milliarde Euro – und viele Worte für ein Ziel

In den Workshops erklärt Professor Christ gemeinsam mit den Architekten, dem Büro Sweco, am Grundriss die neuen Wege. Schnell geht es um Wandabstände, Nischen, Zonierungen, Same-Day-Surgery, Shortcut-Situationen und immer wieder: den Workflow. Und da geht es auch stark ins Detail, ob Nasenbluten, eine Sportverletzung oder Verwandtschaftsbesuch der Grund für den Aufenthalt im Uniklinikum ist: Der Mensch als Mitarbeitende, Patientin oder Patient oder Besuchende ist Dreh- und Angelpunkt aller Überlegungen. Und das in einem Projekt mit einem Bauvolumen von über 1 Milliarde Euro: große Summen, große Verantwortung.

„Das ist langsam gewachsen. Ich bin seit 2015 bei der UMG. Damals ist man noch davon ausgegangen, dass die Baustufe 1 in zwei Bauabschnitten geplant wird. Das wurde jedoch mit Überarbeitung der Masterplanung 2020 wieder verworfen, weil es ineffizient gewesen wäre. Wir hätten längst nicht so gute Wegebeziehungen gehabt dadurch, wie jetzt.“ resümiert Sievert.

„Die Nutzerworkshops sind eine große Chance für effiziente Prozesse. Alle Beteiligten nutzen jetzt die Zeit, optimale Workflows zu diskutieren.“

Stefanie Sievert – Projektleiterin UMG

Blick über die Schulter eines Mannes in den Raum und auf Laptop

Im kleinsten Detail stecken große Überlegungen

An der Wand im ersten Stock eines Nebengebäudes der UMG wird im Plan des Grundrisses gearbeitet. Dazu entspinnt sich ein bunter Dialog, die Bemerkungen werden live durch die Architekten einskizziert: 

  • „Muss hier ein Lager hin?“ 
  • „Lagermöglichkeiten sind wichtig, gerade am Wochenende ist der Durchgang groß.“
  • „Der Platz zur Wand ist mir zu eng: manchmal sind links mehr Drainagen als rechts am Patienten.“ 
  • „Hier müssen auch mal kurz Patientinnen und Patienten liegen.“ 

Man findet Lösungen, streitet konstruktiv. Denn: lange vertagen geht nicht mehr: „Rückmeldungen bitte in den nächsten zwei Wochen, wir haben dann den Designfreeze.“

Der Masterplan der Nutzerworkshops geht auf

Stefanie Sievert ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen und lobt das Engagement in den Workshops. Die Beteiligten fühlen sich gesehen und können alle Interessen platzieren. 

„Es gibt Kliniken, die ihre Neubauten ohne Nutzerworkshops umsetzen, aber im Regelfall ist es mit besser. Man sollte alle eng einbinden, damit die Prozesse auch im Nachgang passen: Die Menschen müssen ja dann darin arbeiten und sich wohlfühlen.“

Menschen im Kittel und ohne stehen im Raum zusammen und sprechen miteinander